15.4.2024
Pressemeldungen

Wege zur Versorgungssicherheit "MADE IN EUROPE"

Exklusiver OeGV-Roundtable zur Arzneimittelversorgung und zum Produktionsstandort Österreich bei Sandoz in Tirol

Kundl, am 12. April 2024 – Der Österreichische Generikaverband (OeGV) veranstaltete am Freitag, den 12. April einen hochkarätigen Roundtable bei Sandoz in Kundl, Tirol. Expertinnen und Experten aus der Pharmaindustrie sowie Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesundheit kamen zusammen und diskutierten unter dem Leitmotiv „Made in Europe“ über die wichtige Rolle von Generika für eine sichere Medikamenten-Grundversorgung, aktuelle regulatorische Maßnahmen zur Vermeidung von Lieferengpässen und Herausforderungen sowie mögliche Strategien, um die Pharmaproduktion in Europa zu stärken. Günter Waxenecker, Geschäftsfeldleiter der AGES-Medizinmarktaufsicht gab einen Überblick über Strategien und Maßnahmen zum Management von Lieferengpässen auf österreichischer und europäischer Ebene. Stephanie Jedner, Site Head Kundl bei Sandoz, sprach über die Herausforderungen und Chancen des Pharmastandortes Österreich und beleuchtete die lokale Produktion und deren Bedeutung für die heimische Versorgungssicherheit. Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbandes und Lead Public Affairs bei Sandoz thematisierte aktuelle Herausforderungen der Generikaindustrie und mögliche Wege zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und moderierte die Diskussion.

Im Anschluss lud Gastgeber Sandoz zu einer exklusiven Produktionsbesichtigung in die Fermentation ein. Dieser Prozess ist Ausgangsbasis der Penicillin-Produktion in Kundl. Sandoz hält als globaler Marktführer das einzige verbleibende Penicillin-Werk in Europa, das vom Wirkstoff bis zur fertigen Darreichungsform alle Produktionsschritte abdeckt. Erst im März hat das Unternehmen eine neue Anlage für die Formulierung und Abfüllung von Penicillinen in Kundl eröffnet. Dieser Erweiterungsschritt stellt eine Investition von 50 Millionen Euro dar und ermöglicht damit die Herstellung von nun insgesamt rund 240 Millionen Packungen pro Jahr.

Ein herausforderndes Umfeld

Die anhaltenden Herausforderungen im Zusammenhang mit Medikamentenengpässen werden durch Faktoren wie den starken Preisdruck auf die Generikaindustrie und die Abhängigkeit der Wirkstoffproduktion von Asien verstärkt. Noch im Jahr 2000 kamen 59 Prozent der Wirkstoffe aus Europa. Heute sind es nur noch etwa ein Drittel. Dennoch gibt es in Österreich noch eine starke Generikaindustrie. So wird durch die Produktion der heimischen Generika-Unternehmen ein gesamtwirtschaftlicher Umsatz von 3,79 Mrd. Euro stimuliert. Insgesamt sichern die Generika-Unternehmen in Österreich 16.642 Arbeitsplätze und lösen gesamtwirtschaftlich eine Wertschöpfung in Höhe von 1,71 Mrd. EUR aus. Fast 107 Mio. verkaufte Arzneimittel-Packungen in Österreich sind Generika. Europa ist der zweitgrößte Arzneimittelmarkt der Welt und bietet 800.000 Arbeitsplätze.

Wege zur Stärkung der Versorgungssicherheit & Standortsicherung

Die Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit Medikamenten, insbesondere jener aus dem patentfreien Segment, die über 90% der Basisversorgung ausmachen und deren Kosten bereits fast zur Hälfte unter der Rezeptgebühr liegen, erfordert nachhaltige Investitionen in Entwicklung und Produktion. Es ist essenziell, dass die Preispolitik diese Nachhaltigkeit unterstützt und nicht weitere restriktive Hindernisse zu schaffen.

„In Österreich unterstützt die Politik zwar die Erhaltung von Produktionsstätten, jedoch bedrohen aktuelle Marktbedingungen und starre Preisregelungen diese Bemühungen. Eine flexible und wettbewerbsfähige Preispolitik, die den sich ändernden Produktionskosten, insbesondere bei lebenswichtigen Arzneimitteln, Rechnung trägt, ist für die langfristige Versorgungssicherheit unerlässlich“, so Wolfgang Andiel, Präsident des OeGV. Ohne Rahmenbedingungen, die angemessene Preise ermöglichen wird es nicht gelingen, die Produktion weiter hier zu halten.

Regulatorische Maßnahmen wie Bevorratungsverpflichtungen müssen unbedingt europäisch koordiniert werden, um das Risiko einer Beeinträchtigung der Versorgung zu verringern. Ansonsten würden Produkte in Länder mit derartigen Verpflichtungen umgelenkt werden und für die Versorgung der Menschen nicht mehr unmittelbar verfügbar sein.