Wien, am 30.06.2023 – Der Dachverband veröffentlichte gestern, am 29. Juni 2023 das neue Preisband, das im Oktober 2023 in Kraft tritt. Damit verschärft sich der Preisdruck für Generika-Hersteller weiter. Wichtige Medikamente drohen aus der Versorgung zu fallen.
Rund 600 Medikamente sind derzeit nicht oder nur eingeschränkt lieferbar, darunter Schmerzmittel, Antibiotika, Medikamente für das Herz-Kreislaufsystem uvm. Leidtragende sind die Patientinnen und Patienten, die dringend auf diese Medikamente angewiesen sind.
Durch das neue Preisband darf der Höchstpreis eines erstatteten Arzneimittels ab Oktober 2023 nurmehr maximal 20 % über jenem des günstigsten wirkstoffgleichen Arzneimittels liegen. Damit verringert sich der Wettbewerbsspielraum von bisher 30 % auf 20 %. „In Österreich hat das restriktive Preissystem für Medikamente längst seine Untergrenze erreicht. Werden die Preise jetzt noch weiter gedrückt, laufen weitere Medikamente wie z.B. Antipsychotika oder Antidepressiva Gefahr vom Dachverband aus der Versorgung gestrichen zu werden. Wir werden auch im kommenden Winter wieder in eine Engpasssituation geraten“, warnt Dr. Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbandes.
Betroffen sind auch Medikamente, die im vergangenen Winter Lieferausfälle hatten. „Es ist absolut nicht nachvollziehbar, dass man beispielsweise bei Antibiotika, bei denen es immer noch Einschränkungen in der Versorgung gibt, den Preisdruck jetzt noch weiter erhöht“, kritisiert Andiel. „Man kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass sich dadurch die Versorgung verbessern wird!“
Generika sind entscheidend für die Versorgungssicherheit. Mehr als 90 % der abgegebenen Medikamentenpackungen stammen aus dem patentfreien Segment, davon sind 57 % Generika. Aufgrund des starken Preisdrucks haben jedoch bereits über ein Viertel der Generika in Europa in den letzten 10 Jahren den Markt verlassen. Im Schnitt verlassen in Österreich pro Monat 20 Medikamente den Erstattungskodex.
Gemäß dem neuen Preisband soll der Höchstpreis zukünftig anhand der am häufigsten verschriebenen Dosierung, der sogenannten Schlüsselstärke (z. B. 25 mg), festgelegt werden. Höhere Wirkstoffstärken (z. B. 300 mg) dürfen keinen höheren Preis haben. In zahlreichen Fällen kann dieses Einheitspreis-Modell dazu führen, dass die Preise für höhere Dosisstärken nicht mehr kostendeckend sind. Die Konsequenz für Patientinnen und Patienten wäre, dass sie mehr Tabletten einnehmen und vor allem mehrmals Rezeptgebühren zahlen müssten. „Ein weiteres Problem besteht darin, dass die festgestellten Schlüsselstärken im neuen Preisband teilweise nur wenig mit den tatsächlichen Dosierungen in den zugelassenen Anwendungsgebieten zu tun haben. Das Preisband ist in dieser Form aus unserer Sicht nicht sinnvoll anwendbar“, so Andiel.
Es braucht jetzt dringend neue Regeln für eine faire Erstattung, damit die Arzneimittelversorgung aufrechterhalten werden kann. Der Österreichische Generikaverband fordert rasch Maßnahmen, um die negativen Auswirkungen des neuen Preisbandes zumindest teilweise abfedern zu können.